Stadt Dachau Home
Info > Chronik


Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Dachau

Der nachfolgende Text ist eine Zusammenfassung und Fortschreibung der Chronik, die anlässlich des 125jährigen Bestehens der FFW Dachau 1994 erstellt wurde.

* Vorwort
* 1869 - 1918
* 1919 - 1945
* 1945 - 1994
* 1994 - 2009

Vorwort

Heutzutage ist es kaum noch vorstellbar, daß man bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts kein einheitlich organisiertes Löschwesen in Deutschland kannte. Die mittelalterliche Bauweise der Städte mit ihren engen Gassen, dem vielen Holz und den offenen Feuerstellen in den Häusern trugen ein Übriges dazu bei, dass sich kleine Brände rasch zu verheerenden Feuersbrünsten ausweiteten. Nur zu schnell versank eine mittelalterliche Stadt in Schutt und Asche. Auch der Markt Dachau brannte während des wittelbacherischen Bruderkrieges im Jahre 1398 bis auf die Grundmauern nieder.

Der Magistrat von Dachau war natürlich angesichts dieser Tatsachen bemüht, die Gefahr und die Auswirkungen von Schadensfeuern möglichst gering zu halten. So wurden in Dachau zweimal jährlich Feuerbeschauen durchgeführt und die Erlaubnis für eine Feuerstelle nur in Ausnahmefällen erteilt. Im Jahre 1403, also fünf Jahr nach der verheerenden Brandkatastrophe von 1398, gebot Herzog Ernst Wilhelm von Bayern, der Herr von Feste und Markt Dachau, dass Häuser künftig nicht mehr mit Stroh, sondern nur noch mit Ziegeln oder Schlier (Gemisch aus Lehm und Stroh) abgedeckt werden durften. Bereits damals wurde also schon vorbeugender Brandschutz geleistet.
Brach jedoch in Dachau wirklich einmal ein Feuer aus, so waren die Vorraussetzungen zu dessen Bekämpfung mehr als schlecht. Aufgrund seiner Berglage befand sich im Siedlungsgebiet des alten Marktes Dachau kein offenes Gewässer, aus dem man Löschwasser hätte entnehmen können. Lediglich zur Deckung des täglichen Wasserbedarfs existierten in einigen Dachauer Anwesen Schöpfbrunnen. Im Brandfalle musste das Wasser hier eimerweise heraufgeholt und über eine Menschenkette zur Brandstelle gebracht werden.
Später wurden dann mehrere öffentliche Brunnen eingerichtet, über deren Zustand jeweils zwei Brunnenmeister aus der näheren Umgebung zu wachen hatten. Eine entscheidende Verbesserung der Wasserversorgung brachte erst das im 16. Jht. eingerichtete Pumpwerk am Mühlbach, welches das Wasser zum Schloß hinaufpumpte, von wo aus es in die überall in der Stadt verteilten Röhrenbrunnen geleitet wurde. Das damalige Feuerlöschgerät war noch denkbar einfach. Es bestand im wesentlichen aus Leitern, Haken und Äxten zum Einreißen von Dachstühlen und Mauern, sowie ledernen Löscheimern. Hierzu ist zu sagen, dass jeder, der ein neuer Jungbürger in Dachau werden wollte, ab 1641 einen dieser Löscheimer spenden musste. Ebenso erging es Hausbesitzern, in deren Haus einmal ein Brand ausgebrochen war. Im letzten Jahr des 30-jährigen Krieges zählte die Stadt Dachau 55 dieser Löscheimer, die zum Teil im Dachauer Schloß aufbewahrt wurden. Allerdings nahmen die gegen Ende des Krieges abziehenden Franzosen und Schweden 50 dieser Eimer mit, um sie vermutlich als Wasserkübel für ihre Pferde zu gebrauchen.

schwarz-wei? Stich

 Dachau, ca. 1650

Im Jahre 1667 war der Bestand jedoch wieder auf 86 Eimer angewachsen, die nun im Rathaus verwahrt wurden. Ebenso verlegte man die bislang an der Friedhofsmauer gelagerten Feuerleitern dorthin. Das wesentliche Löschgerät wurde somit an einem Ort aufbewahrt. Jedoch war es bis zu einer modernen Brandbekämpfung noch ein weiter Weg.

nach oben

1869-1918

In der Mitte des letzten Jahrhunderts wurde wohl auch in Dachau festgestellt, dass die vorhandenen Mittel für einen sinnvollen Feuerschutz nicht ausreichten. Es gab zwar eine Verordnung, die besagte, dass sich im Brandfall aus jedem Haus mindestens ein Mann an den Löscharbeiten beteiligen müsse, für eine effektive Brandbekämpfung war jedoch eine Koordinierung und ausreichende Schulung der Einsatzkräfte erforderlich. So erging dann am 17.2.1869 im Amtsblatt für das Bezirksamt Dachau, unter dem Bezirksamtsmann Pitzner, der Aufruf an die Gemeinden, nach Möglichkeit Freiwillige Feuerwehren einzurichten. Dieser Aufruf fand bei einigen Dachauer Bürgern sehr schnell Gehör und kurz darauf, am 7.März des gleichen Jahres, wurde eine Versammlung einberufen, deren Ergebnis ein Antrag an den Magistrat war, die vorhanden Löschrequisiten der Freiwilligen Feuerwehr zu übergeben und bei deren Gründung behilflich zu sein.

Am 9.6.1869 gab es dann eine Besprechung mit dem Magistrat und dem Bürgermeister der Stadt Dachau, in der die Statuten einer zu gründenden Feuerwehr beraten wurden. Eine Woche später fand bereits im Rathaus eine öffentliche Sitzung dazu statt. Wie groß das Interesse an einer Freiwilligen Feuerwehr war, mag die Tatsache verdeutlichen, dass der Rathaussaal die Interessenten kaum aufnehmen konnte. In einer ausgelegten Liste trugen sich 100 Personen ein, darunter auch fast alle Mitglieder des 1865 gegründeten Turnvereins. Diesen Tag könnte man als die Geburtsstunde der Freiwilligen Feuerwehr Dachau ansehen.

Wenn auch die Freiwillige Feuerwehr des Marktes Dachau damit gegründet worden war, so war ihre Ausrüstung doch noch sehr mangelhaft. Sie bestand im wesentlichen aus einer reinen Druckspritze ohne Ansaugmöglichkeit und einer etwas kleineren älteren Spritze. Für die Anschaffung von neuem Gerät war jedoch kein Geld vorhanden. So wurde noch im gleichen Jahr ein Rundschreiben an die Dachauer Bevölkerung herausgegeben mit der Bitte um Unterstützung. Mit den daraufhin eingehenden Spenden wurden eine neue Steigleiter, Helme, Gurte und andere Ausrüstungsgegenstände beschafft. Außerdem wurde die vorhanden alte Druckspritze in eine Saug- und Druckspritze umgebaut.

Handdruckspritze

Handdruckspritze des Dachauer Schlosses (18. Jhd.)

Mit dem jetzt vorhandenen Gerät konnte man auch bald mit dem Übungsbetrieb beginnen. Die ersten Anleitungen zu den Übungen kamen von der Freiwilligen Feuerwehr München. Im ersten Jahr ihres Bestehens zählte die Dachauer Feuerwehr 80 aktive und 75 passive Mitglieder. Auch wurde sie in diesem Jahr gleich zweimal zu Bränden gerufen.

1870 wurden neue Anschaffungen nötig, aber wieder war kein Geld vorhanden. Es wurden daraufhin vom Magistrat und von verschiedenen Dachauer Betrieben erneut Spenden und Vorschüsse gewährt. Insgesamt 941 Gulden und 41 Kreuzer. Neu angeschafft wurden eine Schubleiter, Helme ect.. Im zweiten Jahr ihres Bestehens musste die Dachauer Wehr zu drei Bränden ausrücken. Der bedeutendste Brand brach in einem Ökonomiegebäude neben dem Rentamt (früheres Finanzamt), dem heutigen Bezirksmuseum aus. Das Feuer drohte nicht nur auf das Wohngebäude, sondern auch auf das Rentamt überzugreifen. Durch das Eingreifen der Feuerwehr konnte der Brand auf das Ökonomiegebäude beschränkt werden. Wohnhaus und Rentamt blieben unversehrt. Für diesen Einsatz erhielt die Freiwillige Feuerwehr Dachau am 9. Juli 1870 eine schriftliche Belobigung von der Königlichen Regierung von Oberbayern.

In den folgenden Jahren wuchs der Mitgliedsbestand weiter an. Erneut in Geldnot geraten wurde nochmals eine Spendenaktion durchgeführt. Auch die München-Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikationen erhöhte ihren jährlichen Beitrag von 25 auf 100 Gulden.

Im Dezember 1873 rief die Dachauer Papierfabrik eine eigene Werksfeuerwehr ins Leben. Es existieren also ab diesem Zeitpunkt zwei Freiwillige Feuerwehren in Dachau, die bei Übungen und Bränden eng zusammenarbeiteten. Die Anzahl der Einsätze für die Dachauer Feuerwehr lag in der damaligen Zeit bei etwa zwei Stück pro Jahr.

Einen erfreulichen Gerätezuwachs brachte dann das Jahr 1879. Als Geschenk der Münchner-Aachener Mobiliar Feuerversicherung konnte eine zweirädrige Saug- und Druckspritze übergeben werden.


schwarz-wei? Grafik

 Steigerzug 1887

Die Nacht vom 7. auf den 8. Januar 1881 brachte den bis dahin wohl größten Brand in der Geschichte dieser jungen Feuerwehr. In der Gröbenmühle (Scheierlmühle) brach ein Feuer aus, welches sich so schnell ausbreitete, dass trotz des energischen Eingreifens von 11 Feuerwehren aus dem Dachauer Landkreis alle Gebäude der Mühle bis auf die Grundmauern niederbrannten. Am nächsten Tag fand man bei Aufräumungsarbeiten unter dem Brandschutt die Leiche eines jungen Müllerburschen.

Ihr 25-jähriges Jubiläum konnte die Dachauer Feuerwehr am 28./29.April 1895 mit 44 auswärtigen Feuerwehren feiern. Der Gerätebestand war zu diesem Zeitpunkt bereits beachtlich. Unter anderem konnten die Dachauer Floriansjünger drei große und zwei kleine Saug- und Druckspritzen, mehrere Schlauchwagen sowie eine 19m lange, fahrbare Schiebleiter ihr eigen nennen.

Standarte

Aber nicht alles verlief so reibungslos wie das 25-jährige Jubiläum oder der Kauf einer Standarte. Der 1905 vom Distrikt gefasste Beschluß, nur noch an die Feuerwehren Zuschüsse zu verteilen, die ihren Gerätebestand vollständig an die Gemeinden abtreten, führte beinahe zur Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Dachau. Nach langwierigen Verhandlungen einigte man sich darauf, das Eigentumsrecht zu gleichen Teilen der Feuerwehr und der Marktgemeinde Dachau zuzusprechen.
Ihre bis dahin vermutlich erste technische Hilfeleistung musste die Dachauer Feuerwehr ein Jahr später, 1907 bei einem Zugunglück in der Münchner Straße erbringen.
Mit der Überführung der Löschgeräte in die Schrannenhalle im Jahre 1909 wurde dem lange gehegten Wunsch der Feuerwehr nach einem größeren Haus endlich Rechnung getragen. Eine entscheidende Verbesserung der Löschwasserversorgung brachte im Jahre 1910 der Bau der Dachauer Wasserleitung. Mit den damit in der Stadt angelegten Hydranten war man nun von Brunnen und offenen Gewässern weitgehendst unabhängig.

Der 1914 ausbrechende erste Weltkrieg ließ auch die Dachauer Feuerwehr nicht ungeschoren. Bis zum Jahre 1917 wurden mehr als 120 Mann eingezogen. Die dadurch entstehende Personalnot kann man sich leicht vorstellen, in der Folge blieben viele Stellen unbesetzt. 16 Kameraden kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück.

nach oben

1919-1945

Nach Kriegsende ging es wieder aufwärts mit der Dachauer Feuerwehr, bald zählte man 194 Mitglieder. Aber die Motivation der Vorkriegsjahre war verlorengegangen. Immer mehr Beschwerden gab es wegen mangelnder Übungsbeteiligung. Die damalige Zeit brachte den Menschen andere Sorgen. Man musste sich um seine eigenen Nöte kümmern, Zeit für die Feuerwehr hatte da kaum jemand. Die Räterepublik, die Dachau besonders schwer traf, ging zu Ende und es begann die Zeit der Weimarer Republik. Wirtschaftskrise und Inflation bestimmten den Alltag. Dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, warum das 50-jährige Gründungsfest nicht zustande kam. Erst 1924 feierte man das 55-jährige Bestehen, zusammen mit dem 50-jährigen der Fabrikfeuerwehr.

Im Jahre 1925 brach für die Dachauer Feuerwehr eine neue Epoche an. Sie erhielt als erste Motorspritze einen Magirus, Modell Bayern. Die Pumpenleistung dieses Fahrzeuges betrug damals 1000 Liter in der Minute. Außerdem besaß die Spritze noch einen abprotzbaren Schlauchwagen mit 200 Metern Schlauch und eine tragbare Schiebleiter mit 12 Meter Länge. Damit war in Dachau der erste Schritt zu einer modernen Brandbekämpfung getan worden. Als ein weiterer folgte die Weckerlinie, die im gleichen Jahr bei 24 Wehrmännern installiert wurde. Die Erreichbarkeit dieser Leute war nun durch eine im Haus installierte Glocke gesichert, die von der Polizei aus bedient werden konnte.


Gruppenfoto mit Fahrzeug

 Motorspritze Magirus

Mit der im Jahre 1929 durch den "Schwarzen Freitag" eingeläuteten Wirtschaftskrise brach für Dachau erneut eine schwere Zeit an. 1932 registrierte man die höchste Arbeitslosenquote im gesamten Deutschen Reich. Die Folgen für die Feuerwehr ließen nicht auf sich warten: nur noch 98 Aktive leisteten in diesem Jahr Dienst in der Feuerwehr. Die Schlagkraft der Wehr war somit gefährdet. Die Marktgemeinde war hilflos. Noch hilfloser waren jedoch die höchsten Stellen im Reich, die wohl keine dringlicheren Probleme sahen, als neue Achselstücke für Kommandanten und deren Adjudanten anzuordnen.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 brachte auch für die Feuerwehr einschneidende Veränderungen. 1934 unterstellte man die Freiwilligen Feuerwehren der Polizei. Der Vereinscharakter war aufgehoben, freie Wahlen innerhalb der Feuerwehr wurden untersagt.


Gruppenbild auf der Thoma-Wiese

 Steigerzug 1933

Auch der Übungsplan wurde auf die Bedürfnisse der neuen Machthaber eingestellt. Von da an fanden sich dort Luftschutzübungen und Gasmaskenappelle.
Die Feuerwehr Dachau Stadt umfasste damals noch etwa 70 Mann. Aber die Motivation der Mannschaft ließ weiter nach. Schuld daran waren wohl nicht zuletzt die angesprochenen Veränderungen im Feuerlöschwesen. So wird berichtet, dass 1936 zwei Mitglieder freiwillig austraten, sieben wurden wegen Vernachlässigung des Übungsbetriebes ausgeschlossen.
Neben der Brandbekämpfung zählte auch schon damals die technische Hilfeleistung zu den Aufgaben der Feuerwehr. Bereits im Jahre 1930 war von einer Wasserwehr die Rede, deren Aufgabe die Beseitigung von Hochwassergefahr und Eisstau auf Würm und Amper war. 1936 wurde dem Bezirksamt Dachau mitgeteilt, dass die Wasserwehr nun gebildet und einsatzbereit sei. Als Mannschaft stände die Feuerwehr Dachau zur Verfügung. Das Material (hauptsächlich Pickel, Schaufeln, Holzbohlen) wurde im Keller der Thomaschule, im Rathaus und im Anwesen des Fischermeisters Schmöller am Karlsberg gelagert. Wie nötig diese Einrichtung war, zeigte sich unter anderem im Jahre 1940, wo die Eis- und Wasserwehr 430 Stunden Eis und 853 Stunden Hochwassereinsätze zählte.
1939 wurden die Orte Etzenhausen und Augustenfeld in das inzwischen zur Stadt erhobene Dachau eingemeindet. Die dort bestehenden Freiwilligen Feuerwehren wurden in die Dachauer Wehr integriert, blieben aber als eigenständige Löschgruppen in den Ortsteilen bestehen.
Mit dem 1939 beginnenden II. Weltkrieg brach die wohl schwerste Zeit der Dachauer Feuerwehr an. Auf die durch Einberufungen geschwächte Wehr kamen nun noch weitere Aufgaben zu, vornehmlich Luftschutzeinsätze.
In einem Bunker am Fuße des Karlsbergs war eine Befehlsstelle eingerichtet, über welche die Dachauer Feuerwehr zu ihren verschiedenen Einsätzen, hauptsächlich nach München, beordert wurde. Außerdem mussten bei Fliegeralarm mehrere Beobachtungspunkte in Dachau (u.a. am Schloß und am Krankenhaus) von der Freiwilligen Feuerwehr besetzt werden.
Auch wenn Dachau während des Krieges weitgehend von Luftangriffen verschont geblieben ist, so mussten die Wehrmänner ihren Münchner Kameraden im Verlauf des Krieges immer öfter beiseite stehen. 27mal rückte die Wehr 1943 zu Fliegeralarmen aus; im folgenden Jahr waren es 97 Luftschutzeinsätze und selbst in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges zählte man deren noch 31. Die Bedingungen unter denen man damals im zerstörten München zu retten versuchte, was noch zu retten war, sind für uns heute nur noch schwer vorstellbar. Häufig gingen Einsätze über mehrere Tage, ständig unter der Gefahr neuer Luftangriffe oder liegengebliebener Blindgänger und nur zu oft war es ein aussichtloser Kampf gegen das Feuer.

Aus den zivilen Unglücksfällen der damaligen Zeit wäre vor allem der Brand des landwirtschaftlichen Anwesens Steinlechner im Okt. 42 hervorzuheben, da hier auch erstmals die neugeschaffene HJ-Feuerwehrschar eingesetzt wurde. Diese wurde gegründet, da durch Einberufungen die Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehren Dachaus beeinträchtigt war. Im selben Jahr bekam Dachau eine neue Klöckner Motorspritze und im Jahr 1944 wurde eine Spritze der Firma Oppelt an die Löschgruppe Augustenfeld übergeben.

Fahrzeugfoto
Klöckner Motorspritze

 

nach oben

1945-1994

Der Einmarsch der Amerikaner im April 1945 bedeutete für Dachau das Ende des Krieges. Zehn gefallene und zwei vermisste Kameraden waren zu beklagen.
Für die Feuerwehr brach nun eine äußerst turbulente Zeit an. Die Uniformen mußten abgegeben werden, die Dienststelle wurde geplündert. Verschiedene Löschgeräte verschwanden und mehrere Schläuche wurden von amerikanischen Soldaten zerschnitten. Aber trotz allem sollte die Wehr nach dem Willen der amerikanischen Besatzung weiterarbeiten.

Am 1. Mai 1945 wurde die Dachauer Feuerwehr zu ihrem 1. Nachkriegseinsatz gerufen. Im ehemaligen KZ Dachau sollte eine Frischwasserversorgung mittels einer Schlauchleitung aufgebaut werden, weil die dortige Wasserleitung angeblich vergiftetes Wasser führte. Zu viele Schläuche waren jedoch zerschnitten und so mußten ehemalige Häftlinge die Wasserversorgung selbst wieder in Ordnung bringen.
Bei der Suche nach Alkohol zündeten Einbrecher am 4. Mai im Keller der Schloßbergbrauerei mehrere Kisten an. Das Feuer konnte jedoch rechtzeitig gelöscht werden. Um Ähnliches zu verhindern wurde damals der gesamte Keller vorsorglich unter Wasser gesetzt.
Auf Anordnung mußte am 22. Mai eine der vorhandenen Motorspritzen an das ehemalige KZ abgegeben werden.

In der folgenden Zeit wurde die Wehr zu den verschiedensten Aufgaben herangezogen. So wird u. a. berichtet, dass in der ehemaligen SS-Kaserne verstopfte Wasserleitungen gereinigt und gespült werden mussten. Aber ebenso wie 1918 hatten auch jetzt die Krisenjahre der Nachkriegszeit ihre Auswirkungen auf die Einsatzbereitschaft der Feuerwehrleute. Nur noch wenige fanden sich bereit, bei den damals herrschenden Problemen, Dienst in der Feuerwehr zu tun. Deshalb verwundert es nicht, dass mit der Einführung einer Pflichtfeuerwehr gedroht wurde. Daneben gefährdeten auch technische Schwierigkeiten die Einsatzfähigkeit der Dachauer Feuerwehr. Durch die damaligen Versorgungsprobleme war für Reparaturen kein Material vorhanden. So musste, unter anderem wegen der defekten Gerätehaustore, im Winter das Kühlwasser aus den Fahrzeugen abgelassen werden, um ein Einfrieren zu verhindern. Der größte Einsatz der 40´er Jahre dürfte wohl der Waldbrand im Arnspitzgebiet bei Mittenwald gewesen sein. Um die dortigen Einsatzkräfte zu unterstützen, erteilte das Landesamt für Feuerschutz der Dachauer Feuerwehr am 15. September 1947 den Einsatzbefehl nach Mittenwald.


Impression

 Einsatzleitung Mittenwald

Mit dem Wirtschaftswunder in Deutschland ging es auch mit der Feuerwehr wieder aufwärts. Im Jahre 1954 konnte für die Dachauer Wehr ein Tanklöschfahrzeug beschafft werden. Dies bedeutete eine enorme Verbesserung der Einsatzfähigkeit. Der jetzt jedoch immer geringer werdende Platz im Gerätehaus unter der Kirchenschule und die Schwierigkeiten welche die größeren, neuen Löschfahrzeuge in der engen Pfarrstraße hatten, ließ bereits 1956 den Ruf nach einem günstiger gelegenem Feuerwehrhaus laut werden. Diesen Wunsch konnte man allerdings erst 1970 erfüllen.

Die nach dem Krieg in Dachau entstandenen hohen Neubauten machten 1959 die Anschaffung einer Drehleiter notwendig. Bis dahin gab es in Dachau nur eine Anhängeleiter aus dem Jahre 1917.

Im Jahre 1961 wurde die Löschgruppe Augustenfeld aufgelöst. Das dort untergestellte Fahrzeug, ein LF15, wurde für 1450 DM an die Freiwillige Feuerwehr Vierkirchen verkauft.

Der sich nun laufend vergrößernde Fahrzeugpark mit immer modernerer Technik erforderte bald eine ständige Wartung und Pflege. Zu diesem Zweck wurde 1964 ein hauptamtlicher Gerätewart eingestellt.
Am 16. Mai 1965 konnte die erste richtige Fahne der Vereinsgeschichte geweiht werden. Die Freiwillige Feuerwehr Dachau besaß bis zu diesem Zeitpunkt nur die aus dem Jahre 1900 stammende Standarte.

Der seit Mitte der fünfziger Jahre gehegt Wunsch nach einer größeren Unterkunft ging 1970 endlich in Erfüllung. Die seit 60 Jahren im Erdgeschoß der Kirchenschule (Pfarrstraße) untergebrachten Geräte konnten nun in das neuerbaute Feuerwehrgerätehaus an der Friedenstraße verlegt werden. Auch die bis dahin noch bestehende Löschgruppe Etzenhausen wurde aufgelöst und in den Neubau integriert.

Ger?tahaus FriedensStraße

Als im November 1975 der Landkreis Dachau als erster in Bayern den Katastrophenfall probte, wurde auch die Freiwillige Feuerwehr Dachau in diese Übung mit einbezogen. Angenommen wurde damals ein schweres Zugunglück am Bahnübergang Oberbachern.

Am 4. Oktober 1976 verursachte ein unbekannter Feuerteufel in Eschenried zwei Großbrände. Neben der Ortsfeuerwehr und den Wehren der umliegenden Gemeinden wurde auch die Freiwillige Feuerwehr Dachau eingesetzt. Dabei wurden allein von dieser 1200 Meter an Schlauchlängen verlegt.

Der sich in der folgenden Zeit abzeichnende Aufgabenwandel der Feuerwehren von der Brandbekämpfung zur technischen Hilfeleistung, insbesondere bei Verkehrsunfällen, machte weitere umfangreiche Anschaffungen nötig. So wurde Mitte der 70er Jahre ein für diese Zwecke ausgestatteter Rüstwagen beantragt. Bezeichnend jedoch für die damalige Kurzsichtigkeit einiger Stellen und Institutionen war die ablehnende Haltung gegenüber diesem Projekt. Um wenigstens die Stadtkasse beim Kauf des Rüstwagens zu entlasten, organisierten im Jahre 1976 die aktiven Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr eine Straßen- und Haussammlung. Als nach mehrwöchiger Sammlung 1978 der Auftrag für den RW erteilt wurde, deckten die Spendeneinnahmen etwa 20 % des Kaufpreises.

Verkehrsunfall

Im darauffolgenden Jahr konnte man dann im Rahmen der 110-Jahrfeier den langersehnten Rüstwagen endlich einweihen. Damit war im Dachauer Landkreis der erste Schritt zu einem flächendeckenden Netz in der Technischen Hilfeleistung getan.

1985 konnte man die Auftragserteilung für eine neue Drehleiter verzeichnen. Diese wurde im folgenden Jahr, zusammen mit einem Gerätewagen für Atemschutz, eingeweiht.

Das Jahr 1988 brachte den wohl schwärzesten Tag in der Nachkriegsgeschichte der Dachauer Feuerwehr. Am 30. März stürzte sich eine Person in offenbar selbstmörderischer Absicht von der Amperbrücke an der Martin-Huber-Straße. Bei der daraufhin eingeleiteten Rettungsaktion kenterte ein Schlauchboot der Freiwilligen Feuerwehr Dachau. Durch die starke Strömung der hochwasserführenden Amper wurde ein Feuerwehrmann unter das Schlauchboot gedrückt und erlag zwei Tage später seinen Verletzungen.

Ein besonders ereignisreiches Jahr sollte 1990 für die Dachauer Feuerwehr werden. Zuerst ging unser langjähriger Kommandant Fritz Müller in den wohlverdienten Ruhestand. Er leitete seit 1973 die Geschicke der Dachauer Wehr und wurde für seine aufopfernden Einsatz im Rahmen einer großen Feier zum Ehrenkommandanten ernannt.
In der Nacht vom 16. auf den 17. September brannte die Theaterhalle des ASV Dachau bis auf die Grundmauern nieder. Roter Feuerschein über dem Dachauer Stadtwald kündigte bereits den anrückenden Einsatzkräften von dem wohl größten Brand der Dachauer Nachkriegsgeschichte. Die Familie des Hausmeisters, der der Fluchtweg durch Rauch und Hitze versperrt war, mußte hierbei zuerst über Steckleitern in Sicherheit gebracht werden. Anschließend konnte in einem über zehnstündigen Einsatz zumindest das angebaute Gaststättengebäude vor den Flammen gerettet werden.

Wasserwerfer vor Flammen

 Brand der ASV-Halle

Im gleichen Jahr wurden dann noch die beiden veralteten Fahrzeuge LF 8 und LF 16 durch die neuen Löschgruppenfahrzeuge LF 16 und LF16-TS ersetzt.

Die Vorweihnachtszeit des Jahres 1991 bescherte der Dachauer Feuerwehr wohl eine ihrer ereignisreichsten Nächte. Zuerst musste in der Nacht vom 7. auf den 8. Dezember, nach einem Einbruch, ein Stand des Dachauer Christkindelmarktes verschalt werden. Direkt von diesem Einsatz wurde die Dachauer Wehr zu einem schweren Verkehrsunfall auf der B471 gerufen, bei dem eine eingeklemmte Person mittels Spreizer und Rettungsschere zu befreien war. Gerade als die ersten Fahrzeuge danach wieder ins Gerätehaus einrückten, ging eine Brandmeldung aus der Dachauer Papierfabrik ein. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, welche Ausmaße das gerade erst ausgebrochene Feuer in der Holzentrindungsanlage annehmen würde. Durch die Bauart der Halle bedingt breitete sich der Brand so extrem schnell aus, dass zur Unterstützung die Feuerwehren aus Hebertshausen, Karlsfeld, Oberschleißheim, Unterschleißheim und Pellheim alarmiert werden mussten.

GerÀtehaus in den 90ern

nach oben

1994 - 2007

Auf ihre 125-jährige Geschichte konnte die Feuerwehr Dachau 1994 zurückblicken und beging das Jubiläum mit einem 3-tägigen Festakt.
Im Jahr 1995 wurde das mittlerweile 27 Jahre alte Trockentanklöschfahrzeug durch ein modernes Tanklöschfahrzeug des Typs TLF 24/50 ersetzt. Das neue Fahrzeug führt an Bord 5000 Liter Wasser und 500 Liter Schaummittel mit und wird somit den Anforderungen des gewachsenen Gewerbegebietes in Dachau gerecht.
Der mit den Aufgaben der Feuerwehr in den Jahren gewachsene Fahrzeug- und Gerätepark fand im 1970 errichteten Gerätehaus an der Friedenstrasse schließlich auch keinen Platz mehr. Die stark beengten Verhältnisse in der Fahrzeughalle konnten kein sicheres Umkleiden und Ausrücken der Einsatzkräfte mehr garantieren, als Konsequenz mussten deshalb bereits Einsatzfahrzeuge anderweitig untergebracht werden. Umso größer war die Freude, als man 1996 endlich in das neu erbaute Gerätehaus in unmittelbarer Nachbarschaft umziehen konnte.

Umzug ins neue GerÀtehaus

Ein Novum in der Geschichte der Dachauer Feuerwehr stellt der Eintritt von weiblichen Mitgliedern im Jahr 1998 dar. Derzeit versehen nach abgeschlossener Grundausbildung zwei "Feuerwehrfrauen" ihren Dienst in der aktiven Mannschaft.
Mit der Stationierung eines Messfahrzeuges für Gefahrgut des Landkreises begann außerdem eine intensivierte Ausbildung auf diesem Fachgebiet, die auch mit einer verbesserten Ausstattung für diese Einsätze in den Folgejahren verbunden ist.
1999 erhielt die Feuerwehr einen neuen LKW mit Ladebordwand. Neuerungen gegenüber dem Vorgänger sind der Allradantrieb mit Einzelbereifung sowie ein Ladekran. In Atem gehalten wurden die Feuerwehren rund um Dachau im selben Jahr mit dem Pfingsthochwasser. Zur Unterstützung der dortigen Einsatzkräfte mit Ölwehrgerät fuhr die Feuerwehr Dachau sogar Einsätze im Landkreis Starnberg.
Zum Großbrand eines Entsorgungsunternehmens rückten die Dachauer Floriansjünger sowie die umliegenden Feuerwehren am 24.April 2001 aus. Dort gerieten rund 400 gepresste Papier und Kartonageballen in Brand, die von den eingesetzten Kräften abgelöscht und zerteilt werden mussten.
Als Ersatz für ein Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 aus dem Jahr 1976 beschaffte die Stadt Dachau 2002 ein Löschgruppenfahrzeug LF 16/12, welches aufgrund seiner umfangreichen Ausstattung als erstes Fahrzeug bei Bränden und vielen Einsätzen in der technischen Hilfeleistung dienen soll.
Einen überörtlichen Großeinsatz der besonderen Art hatte eine Gruppe der Feuerwehr im Rahmen des Elbe-Oder-Hochwassers im Sommer 2002. In der Gemeinde Retzau nahe Dessau (Sachsen-Anhalt) unterstützten die Dachauer Einsatzkräfte die Aufräumarbeiten der "Jahrhundertflut" mittels Ölwehrgerät.

Gruppenfoto mit Retzau
?lsanimat im Einsatz?l im Keller

Im Jahr 2003 beschaffte die Feuerwehr Dachau eine neue Drehleiter. Um den schwierigen Anforderungen im Altstadtbereich gerecht zu werden, erhielt die Drehleiter als besonderes Ausstattungsmerkmal ein abknickbares Leitergelenk sowie eine Hinterachszusatzlenkung, um das 10 Meter lange Fahrzeug auch in engen Straßen bewegen zu können.
Am Donnerstag den 12. August 2004 zog ein schwerer Orkan gegen 20:00 Uhr über das Stadtgebiet von Dachau. Zu diesem Zeitpunkt sollte das alljährliche Brilliantfeuerwerk abgebrannt werden, wodurch das Dachauer Volksfest gut besucht war. Aufgrund der Kraft des Sturms mussten allerdings das große Festzelt, in das sich viele Besucher vor dem Regen gerettet hatten, sowie ein Biergarten geräumt werden. Während der folgenden Tage bewältigten die Dachauer Kräfte insgesamt 175 Einsätze, zusätzlich wurden die Kräfte der Landkreisfeuerwehren, die ebenso Sturmschäden zu beheben hatten, koordiniert.
Das Jahr 2006 begann mit außergewöhnlich starken Schneefällen, aufgrund derer die Feuerwehr Dachau neben Einsätzen im Landkreis zur Hilfeleistung bis Deggendorf ausrückte.
Bei der Fussballweltmeisterschaft im Sommer wird an allen 6 Spieltagen in der Allianz Arena von der Gefahrgutgruppe ein Dekontaminationsplatz vor der Münchner Poliklinik aufgebaut. Und auch beim Papstbesuch im Herbst sind einige Angehörige der Dachauer Wehr bei der Absicherung der Veranstaltung beteiligt.
2007 kam die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung des Landkreises zur Feuerwehr Dachau. Höhepunkt der Ausbildung war eine Ganztagesübung des Innenministeriums, die ein Eisenbahnunglück im Bereich der Amperbrücke simulierte.
Mit der Einweihung gleich 2 neuer Wechselladerfahrzeuge im Herbst begann der Einstieg in eine neue Fahrzeuggeneration, das 2008 mit der Beschaffung eines nur für Mannschaftstransporte vorgesehenen Fahrzeugs ergänzt wurde. Im selben Jahr wurde durch die Stadt Dachau auch eine Ersatzbeschaffung des Kommandowagens durchgeführt.

Wechsellader vor Altstadtkulisse

2008 fand mit der Inbetriebnahme der Integrierten Leitstelle Fürstenfeldbruck auch eine grundlegende Umstellung der Alarmierungs- und Ausrückeordnung der Feuerwehren im Landkreis Dachau statt. Durch die sinkende Verfügbarkeit der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen während der Arbeitszeiten ist eine verstärkte Kooperation benachbarter Feuerwehren notwendig, was dazu führt dass bei größeren Einsätzen auch stets Fahrzeuge der Nachbarfeuerwehren ins Stadtgebiet ausrücken müssen.

Hier soll nun die kurze Chronik der über 135-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Dachau enden. Auch in Zukunft wird die Feuerwehr neuen Herausforderungen gegenüberstehen. Die Lage Dachaus im aktiven Wirtschaftsraum München bedingt den ständigen Zulauf von Unternehmen und somit eine ständige Erweiterung des Gewerbegebietes. Ebenso stieg die Zahl der Einwohner in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf über 40.000. Aber auch der Bau der ICE-Strecke München-Nürnberg durch Dachau stellt die Feuerwehr vor neue Aufgabenbereiche und verlangen von ihr mehr denn je eine ständige Leistungsbereitschaft und -fähigkeit.

Stand: Frühjahr 2010