Kranwagen hängt in Brücke fest
Durch die Unaufmerksamkeit eines Kranwagenfahrers, kam es zu einem nicht alltäglichen Einsatz für die Freiwilligen Feuerwehren Dachau und Karlsfeld auf der Bundesstrasse 304. Ein Autokran ist auf Grund eines nicht abgelegten Auslegers an einer Brücke hängen geblieben. Der Beitrag schildert sowohl die Maßnahmen der Feuerwehr, als auch die des zur Unterstützung angeforderten Bergeunternehmens.
Am 18. Dezember 2002 kam es auf der B 304 zwischen Dachau und Karlsfeld (Landkreis Dachau) gegen 08.45 Uhr zu einem Verkehrsunfall. Bei diesem Unfall wurde sehr schnell klar, dass die Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung der örtlich zuständigen Feuerwehren für die Bergung des Fahrzeuges nicht ausreichen würde.

Blick auf den Kran
Hier war das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr und Bergeunternehmen gefragt. Der Einsatz wurde reibungslos abgearbeitet.
Lage
Das Wetter war bedeckt, zeitweise ging leichter Schneefall nieder. Die Temperatur betrug ca. 1o C. Die Bundesstrasse ist an der Unfallstelle zweispurig. Die in unmittelbarer Nähe laufende ICE-Baustelle bietet eine Abfahrtsmöglichkeit von der B 304.
Auf Grund einer Unachtsamkeit legte der Fahrer eines Autokranes (ca. 38 Tonnen) seinen Ausleger nicht ordnungsgemäß ab. Er verließ die ICE-Baustelle und fuhr auf die Bundesstrasse Richtung München ein. Die kurz darauf folgende Brücke hatte eine zu geringe Höhe für den nicht abgelegten Kran.
Der darauf folgende Aufprall klappte den kompletten Ausleger nach hinten und der Hydraulikstempel, welcher nach oben stand, blieb an der Brücke hängen. Durch die bereits gefahrene Geschwindigkeit keilte sich der Hydraulikstempel oben an der Brücke und das Heck des Fahrzeuges unten am Boden ein.
Dies hatte zur Folge, dass sich das Fahrzeug diagonal nach oben hob. Alle Räder waren ohne Bodenkontakt und das Führerhaus befand sich ca. 6 Meter über dem Asphalt. Der Fahrer befand sich noch in seinem Fahrerhaus.
Alarmierung
Um 09.00 Uhr wurde die Feuerwehr Dachau durch die PI Dachau über Funkmeldeempfänger nach Alarmplan zu einem Verkehrsunfall „Kranwagen in Brücke, Fahrer noch im Fahrzeug alarmiert. Auf Grund dieser Meldung rückten von der Feuerwehr Dachau ein Löschgruppenfahrzeug (LF 16/12), die Drehleiter (DLK 23-12), sowie ein Rüstwagen (RW 2) aus. Zur Absicherung bzw. zum Absperren der Einsatzstelle rückte ein Fahrzeug mit Verkehrsabsicherungsanhänger (VSA) aus.
Noch auf der Anfahrt ließ der Einsatzleiter die benachbarte Feuerwehr Karlsfeld alarmieren, die dann mit einem LF 16/12 sowie mit einem RW 2 an der Einsatzstelle eintraf. Der Rettungsdienst war ebenfalls mit einem RTW vor Ort.
Einsatzablauf
Bis zum Eintreffen der ersten Einsatzkräfte, war noch niemandem bewusst, in welcher abnormalen Lage sich der Kranwagen befindet.

Kran in abnormaler Lage
Als eine der ersten Maßnahmen wurde die Personenrettung eingeleitet. Des Weiteren wurde der Gefahrenbereich abgesperrt und der Brandschutz sichergestellt. Zu diesem Zeitpunkt war die Bundesstrasse bereits durch die Feuerwehr gesperrt und eine Ableitung wurde veranlasst. Der Einsatzleiter veranlasste eine Abschnittsbildung. Abschnitt 1 Unfallort, Abschnitt 2 Verkehrsregelung.
Für die Rettung wurde die DLK in Stellung gebracht, um den Fahrer aus seinem Führerhaus zu befreien. Der Kranfahrer erlitt nur einen Schock und wurde dem Rettungsdienst zur Betreuung übergeben. Der Einsatz der DLK hatte den Vorteil, dass kein Feuerwehrmann sich im unmittelbaren Gefahrenbereich aufhalten musste. (Bild 3) Schon während der Personenrettung wurde schnell klar, dass dieser Einsatz eine größere technische Bergung wird und die technischen Geräte der Feuerwehr nicht ausreichen würden. Daraufhin wurde ein Bergungsunternehmen an die Einsatzstelle bestellt. Dieses Unternehmen war nach kurzer Zeit mit dem ersten Fahrzeug vor Ort.

Personenrettung mittels DLK
Bis zum Eintreffen des angeforderten Kranwagens für die Bergung des verunfallten Spezialfahrzeuges wurden die herumliegenden Gegenstände von der Einsatzstelle gebracht. Hierbei handelte es sich um ein Gegengewicht aus Beton (2,1 to) sowie der Flasche des Kranwagens (0,8 to).

Gegengewicht und Flasche des Krans
Unmittelbar nach dieser Tätigkeit, traf der Kran des Bergeunternehmens an der Einsatzstelle ein. Zwischen dem Einsatzleiter der Feuerwehr und dem zuständigen Bergebeauftragten des Unternehmens wurde das weitere Vorgehen abgesprochen. Es wurde als weitere Maßnahme der Kranwagen mittels dem Bergekran gesichert. Als Anschlagpunkt wurden die Stützen des Kranes bestimmt. Für das Anschlagen an den Stützen mussten diese aber ein wenig ausgefahren werden. Hier wurde wiederum mit der DLK und Korb ein Fahrer zum Führerhaus gebracht, um von außen den Motor zu starten und die Stützen zu bewegen.

Unterstützung mit DLK
Nun wurden Bandschlingen an den Stützen befestigt und mit dem Kran gesichert. Somit war der erste Teil der Bergung erledigt.

Sicherung mittels Bandschlingen
Als weiteres Problem stellte sich nun das Ablassen des verunfallten Fahrzeuges dar. Durch das Einkeilen des Hydraulikstempels an der Brücke und des Fahrzeughecks am Boden, war ein Ablassen des Fahrzeuges nicht möglich.

Eingekeilter Kranwagen
Ein Gedanke war, das Fahrzeug nach hinten herauszuziehen. Doch hier wurde erkannt, dass dies auf Grund der hohen Gewichtsbelastung selbst mit dem Fahrzeug des Bergeunternehmens nicht möglich war. Jetzt half nur noch das Abtrennen des Hydraulikstempels mit dem Schneidbrenner. Man entschloss sich den verunfallten Kran ein Stück zu heben, um die Spannung an dem Hydraulikstempel zu entlasten. Somit konnte der Stempel abgetrennt werden. (Bild 8 und 9)

Abtrennen des Hydraulikstempels mittels Schneidbrenner
Als der Stempel abgetrennt war, konnte der verunfallte Kranwagen langsam abgelassen werden.

Ablassen des Kranwagens
Beim Ablassen des Kranwagens lief Hydrauliköl aus. Dieses wurde mit Auffangwannen und Ölbinder aufgenommen und die Fahrbahn gereinigt. Die Einsatzstelle wurde daraufhin der Polizei übergeben.
Die zwischenzeitlich herbeigerufene Straßenmeisterei prüfte die Beschädigung an der Brücke und bestätigte, dass die Statik bzw. Tragfähigkeit nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Verkehr konnte somit sowohl auf der Brücke als auch auf der Bundesstrasse wieder freigegeben werden.
Erkenntnisse
Bei diesem Unfall war klar zu erkennen, dass die Zusammenarbeit zwischen Spezialunternehmen und Feuerwehr funktionieren muss. Wichtig war, dass auch das Spezialunternehmen einen absolut kompetenten Ansprechpartner zur Verfügung stellte und die geplanten bzw. auszuführenden Aktionen stets mit der Feuerwehr abgesprochen wurden.
Äußerst positiv war, dass die unfallmeldende Person bereits auf das in der Luft schwebende Führerhaus und dem dadurch handlungsunfähigen Fahrer aufmerksam machte.
Die alarmierende Stelle (PI Dachau) gab die Information präzise weiter, so dass die Drehleiter sofort mit ausrückte.
Umsichtiges und vorsichtiges Handeln während der gesamten Rettung und Bergung führten dazu, dass keine Person verletzt und der Schaden nicht größer wurde.
Verfasser:
Dieter Peter / Ludwig Holze
Freiwillige Feuerwehr Dachau
Veröffentlicht am 18.12.2002